Farbenblindheit- was muss ich wissen
Die Farbenblindheit ist entweder genetisch bedingt, also vererbt, oder sie wird im Laufe des Lebens erworben. Bei der angeborenen Farbenblindheit ist ein typisches Merkmal, dass immer beide Augen betroffen sind. Für die Erworbene können Auslöser sein, ein Schlaganfall, ein Schädelhirntrauma oder eine generelle Erkrankung des Auges, wie zum Bespiel grauer oder grüner Star, Makuladegenration oder Sehnervenentzündung. Dabei sind entweder ein oder auch beide Augen betroffen. Etwa acht Prozent aller Männer haben eine angeborene Farbsinnstörung, wohingegen nur 0.5 Prozent aller Frauen farbenblind oder farbensehgeschwächt sind.
Der Sehvorgang ist eine sehr komplexe Sinnesleistung des menschlichen Auges, wodurch der Mensch in der Lage ist, mehrere Millionen Farben zu unterscheiden und in der Dämmerung zu sehen. Sinneszellen in unserer Netzhaut leiten wahrgenommene Lichtreize über den Sehnerv zum Gehirn weiter, wo sie sortiert, verglichen und interpretiert werden. Unser Gehirn kann etwa 200 Farbtöne, 26 Sättigungstöne und 500 Helligkeitsstufen unterscheiden, woraus sich eben mehrere Millionen Farbtöne ergeben.
Die Farbrezeptoren in der Netzhaut des Auges, genannt Zapfen, ermöglichen die farbliche Wahrnehmung unserer Umwelt. Diese Farbrezeptoren sind in drei Zelltypen (Zapfentypen oder Zapfenzellen) aufgeteilt, der erste reagiert speziell auf rotes Licht, der zweite speziell auf grünes und der dritte Zelltyp besonders auf blaues Licht. Funktionieren alle Zelltypen gleichermassen, so sind wir farbentüchtig, nehmen also alle Farben wahr. Sind ein, zwei oder alle drei Zelltypen nicht funktionstüchtig, spricht man von Farbenblindheit. Eine eingeschränkte Farbwahrnehmung entsteht, wenn ein oder zwei Zapfentypen nicht funktionieren, der Betroffene leidet unter einer Farbsehschwäche, denn ganz farbenblind ist er in diesem Fall nicht. Es kommt zum Beispiel zu einer Rot-Grün-Sehschwäche, bei der alle drei Zapfenzellen funktionieren, allerdings eine von ihnen nicht einwandfrei. Arbeitet der Grün-Zapfen nicht richtig, hat derjenige Mühe die Farbe Grün zu erkennen und sie von Rot zu unterscheiden. Funktioniert der Rot- Zapfen nicht, wird Rot schlechter wahrgenommen und kann von Grün nicht unterschieden werden. Kommt es zu einer Blau-Sehschwäche, arbeiten die Blau-Zapfen eingeschränkt und der Betroffene hat Probleme Blau von gelb zu unterscheiden. Fallen die Rot- und Grün- Zapfen aus, nennt man das Blauzapfen-Monochromasie (= einfarbig). Diese Menschen sehen die Welt in Hell-Dunkel-Schattierungen und besitzen eine gewisse Restsichtigkeit für die Farbe Blau.
Sind alle drei Zapfentypen defekt, hat man keine Farbwahrnehmung und ist komplett farbenblind. In diesem Fall können lediglich die 500 verschiedenen Hell-Dunkel-Stufen auseinandergehalten werden. Menschen die farbenblind sind, sind zudem extrem lichtempfindlich, haben eine Sehschwäche und eine unkontrollierbare hin-und her Bewegung der Augen (Nystagmus).
Eine angeborene Farbenblindheit oder Farbsehschwäche fällt oft erst auf, wenn Familienangehörige oder Freunde über eine andere Farbwahrnehmung berichten. Bei Kindern die im Vorschulalter unterschiedliche Farbtöne erlernen, fällt zum Beispiel auf, wenn sie nicht nach der geforderten Farbe greifen, sondern eine andere wählen. Sollten Sie Auffälligkeiten beobachten oder die Vermutung haben, dass eine eventuelle Farbschwäche vorliegt, sollten Sie Ihren Augenarzt aufsuchen.
Eine Therapie gegen die Farbenblindheit gibt es derzeit nicht. Bezogen auf die angeborene Form, hoffen Wissenschaftler verstärkt auf die Gentherapie. Der Krankheitsverlauf der angeborenen Farbenblindheit ändert sich im Laufe des Lebens nicht, bei der erworbenen kann sich eine Verschlechterung des Sehens ergeben.