Warum wird meine Kurzsichtigkeit nachts schlimmer? Erklärungen und Behandlungsmöglichkeiten

Physiologische Gründe für schlechteres Sehen in der Dunkelheit

Ein entscheidender Faktor ist die Pupillenerweiterung. Bei Dunkelheit öffnet sich die Pupille stärker, um mehr Licht einzulassen. Dadurch werden jedoch auch Abbildungsfehler der Augenlinse und der Hornhaut verstärkt. Dies führt dazu, dass Lichtstrahlen nicht mehr exakt auf der Netzhaut gebündelt werden. Das Ergebnis ist eine verstärkte Unschärfe, insbesondere bei Lichtquellen mit hohem Kontrast, wie Strassenlaternen oder entgegenkommenden Autoscheinwerfern.

Ein weiteres Phänomen ist die reduzierte Kontrastempfindlichkeit. Während das Auge am Tag feine Details und Farbnuancen klar unterscheiden kann, übernehmen bei Dunkelheit vor allem die lichtempfindlichen Stäbchenzellen in der Netzhaut die Sehaufgabe. Diese sind zwar hochempfindlich für schwaches Licht, liefern jedoch ein weniger kontrastreiches und unschärferes Bild. Dies kann dazu führen, dass Objekte undeutlicher erscheinen und Distanzen schwerer eingeschätzt werden können.

Zusätzlich beeinflusst die Lichtstreuung innerhalb des Auges das Nachtsehen. Besonders bei Menschen mit Kurzsichtigkeit kann es zu einer stärkeren Streuung von Lichtstrahlen kommen, wodurch Blendeffekte entstehen. Dies wird durch trockene Augen oder geringfügige Hornhautveränderungen noch verstärkt.

Einfluss von Umweltfaktoren und Bildschirmnutzung auf das Nachtsehen

Neben physiologischen Ursachen beeinflussen auch Umweltfaktoren und moderne Sehgewohnheiten die visuelle Wahrnehmung bei Dunkelheit. Besonders künstliches Licht und die intensive Nutzung digitaler Bildschirme spielen eine entscheidende Rolle.

Die Augen sind darauf ausgelegt, sich flexibel an wechselnde Lichtverhältnisse anzupassen. Doch künstliche Lichtquellen, insbesondere LED-Beleuchtung und Bildschirme, können diesen Mechanismus stören. Blaulicht von Smartphones, Tablets und Computern hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin und kann die Anpassungsfähigkeit der Augen an die Dunkelheit beeinträchtigen. Wer kurz vor dem Schlafengehen lange auf Bildschirme blickt, benötigt oft mehr Zeit, um sich an reduzierte Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Dies kann dazu führen, dass das Sehen bei Nacht unschärfer erscheint und Blendungen stärker wahrgenommen werden.

Auch trockene Augen, eine häufige Folge langer Bildschirmnutzung, verschlechtern das Sehvermögen bei Dunkelheit. Beim konzentrierten Blick auf digitale Geräte verringert sich die Lidschlagfrequenz, wodurch die Augenoberfläche schneller austrocknet und der Tränenfilm instabil wird. Eine instabile Tränenflüssigkeit kann Licht stärker streuen und Kontraste vermindern, was besonders nachts zu verschwommener Sicht führt.

Behandlungsmöglichkeiten und Tipps für besseres Sehen bei Nacht

Wer nachts unschärfer sieht oder sich durch Blendungen beeinträchtigt fühlt, kann mit gezielten Massnahmen die Sehqualität verbessern. Eine wichtige Grundlage ist eine präzise Sehstärkenbestimmung. Kurzsichtige Menschen benötigen möglicherweise zusätzlich zur Alltagsbrille eine leicht angepasste Korrektur für das Nachtsehen, da sich die Fehlsichtigkeit in der Dunkelheit subjektiv verstärken kann. Eine optometrische Untersuchung gibt Aufschluss darüber, ob eine optimierte Brillenkorrektur sinnvoll ist.

Spezielle Brillengläser mit entspiegelten oder kontraststeigernden Beschichtungen können ebenfalls helfen. Hochwertige Entspiegelungen reduzieren störende Reflexionen, während gelb getönte oder kontrastverstärkende Brillengläser die Wahrnehmung bei schwachem Licht verbessern. Auch Kontaktlinsenträger sollten überprüfen lassen, ob ihre Kontaktlinsen optimal auf ihre Sehanforderungen abgestimmt sind, insbesondere wenn sie häufig bei schlechten Lichtverhältnissen unterwegs sind.

Ausserdem spielen auch einfache Massnahmen eine Rolle. Wer viel Zeit vor Bildschirmen verbringt, kann Blaulichtfilter nutzen und digitale Geräte am Abend möglichst reduzieren. Eine ausreichende Versorgung der Augen mit Feuchtigkeit durch regelmässiges Blinzeln kann Lichtstreuungen verringern und das Sehen klarer machen. Zudem unterstützt eine ausgewogene Ernährung mit Vitamin A und Omega-3-Fettsäuren die Augengesundheit.

Im Strassenverkehr kann eine adaptive Fahrweise helfen, Blendungen zu minimieren. Direkter Blickkontakt mit entgegenkommenden Lichtquellen sollte vermieden werden, stattdessen kann ein leicht gesenkter Blick auf den rechten Fahrbahnrand die Augen entlasten. Wer häufig mit Unsicherheiten beim Nachtsehen kämpft, sollte sich professionell beraten lassen, um eine individuell abgestimmte Lösung zu finden.

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